Kastration der Hündin

Die Entscheidung, ob die eigene Hündin kastriert werden soll, ist eine wichtige Frage und sollte zusammen mit Ihrem Tierarzt besprochen werden. Eine kurze Zusammenfassung, was diese Operation für Sie und für Ihr Tier bedeutet, kann Ihnen eventuell helfen, wir sind bemüht, alle Seiten der Operation zu beleuchten! 

Zuerst ein Überblick auf die biologische Grundlage und die häufig sich ergebenden Krankheiten bei unkastrierten Hündinnen: 

Eine nicht kastrierte Hündin wird mit 7-8 Monaten das erste Mal läufig und kommt danach ca. alle 6 Monate in eine neue Läufigkeit. In der Läufigkeit, die ungefähr 3 Wochen dauert, blutet die Hündin teils stark und zieht Rüden dabei magisch an, wird dadurch belästigt und kann auch unerwünscht dabei gedeckt werden. 

Durch die Hormone, die in der Läufigkeit gebildet werden, entstehen zahlreiche Veränderungen im Hundekörper, die auch schwere Krankheiten zur Folge haben können: 

Die Scheinschwangerschaft, mit teils starker Milchbildung nach einer Läufigkeit, ist eine intelligente Erfindung der Natur und keine Krankheit! (Säugen der Welpen der Leitwölfin im Wolfsrudel durch die rangniederen weiblichen Tiere) 

Die Scheinschwangerschaft ist häufig so schwerwiegend, dass Behandlungen erforderlich sind, da eine Entzündung der Milchdrüsen und eine starke Wesensveränderung (Nestbau, Suchen von Welpenersatz) der Hündin eintreten können. 

Ebenso ist das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, für unkastrierte Hündinnen um ein Vielfaches höher, da diese Tumoren durch Hormone ausgelöst werden.  

Zu der häufig diskutierten Frage, wann der richtige Zeitpunkt für eine Kastration sei, möchten wir die nachstehende Untersuchung der Chirurgischen Kleintierklinik der Universität Giessen (Prof. Kramer) beitragen.

 Es ergibt sich folgender Zusammenhang:  

Hündinnen, die vor der 1. Läufigkeit) kastriert wurden mit Herausnahme von Eierstöcken und Gebärmutter (Fachbegriff: OHE, Ovariohysterektomie), bekamen mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 0,05 % Brustkrebs (Mammatumore)  im Laufe ihres Lebens. 

Bei einer Kastration nach der 1. Läufigkeit ergab sich eine Brustkrebs-Häufigkeit von 8 % - nach der 2. Läufigkeit waren es schon 26 %.  

Die sogenannte „Sterilisation“ (Durchtrennung der Eileiter, Eierstöcke verbleiben) ist demnach aufgrund der hierbei unveränderten Hormonlage (Eierstöcke sind weiterhin aktiv) keine empfehlenswerte Alternative zur Kastration, die Sterilisation wird bei der Hündin standardmäßig nicht durchgeführt. 

Eine der schwerwiegendsten möglichen Folgen der Hormontätigkeit bei unkastrierten Hündinnen - vor allem bei Tieren ab 6 Jahren - ist die Gebärmutterentzündung (Pyometra) 

Eine Gebärmutterentzündung (Eiterbildung in der Gebärmutter)  hat immer eine aufwändige Not-Operation zur Folge und kann bei unbemerktem und längeren Bestehen auch lebensbedrohliche Folgen für das Tier haben, selbst noch  im Zeitraum nach der Not-Operation

Da die Gebärmutterentzündung ausschließlich hormonelle Ursachen hat, wird mit der Kastration diesem Problem sicher und endgültig vorgebeugt. 

Eine verantwortungsvolle Tierarztpraxis - und dazu zählen wir uns - sollte aber auch immer auf etwaige Risiken einer Operation hinweisen, dies möchten wir erläutern: 

Zu erwähnen ist in erster Linie das OP- und Narkoserisiko. 

Die leider unvermeidlichen Narkoserisiken sind stark abhängig vom Narkosemanagement und dem betriebenen Narkoseaufwand einschließlich der angewendeten Überwachung! 

In unserer Praxis wenden wir ausschließlich modernste Narkosemittel an, die deutlich sicherer sind als die früher verwendeten Mittel, dazu ist unsere Narkose gestützt auf eine Narkosetechnik auf Humanstandard (Inhalationsnarkose, Humangerät der Fa. Draeger) und zusätzlich wenden wir grundsätzlich eine umfangreiche Narkose- und Patientenüberwachung an, um etwaige Risiken zu erkennen und auf das kleinstmögliche Maß zu reduzieren.

Wir verwenden in unserer Narkoseüberwachung eine Narkosemittel-, CO2 -, O2 - Messung, ein Permanent-EKG und verfügen zusätzlich über akustische Puls- und Atemkontrollen. 

Zusätzlich gibt es weitere wissenswerte Fakten zur Kastration der Hündin: 

Ein Eingriff in den Hormonhaushalt, wie es die Kastration darstellt, kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen, die nicht unerwähnt bleiben sollen. 

Es kann bei Hunden mit seidigem Langhaar (z. B. kleiner Münsterländer, Irish Setter, Langhaardackel) zu einer Fellveränderung ähnlich dem  „Welpenfell“ kommen, das Fell wird nach der Kastration u. U. weicher und etwas dichter, ähnlich dem Welpen.

Das ist zwar bestenfalls ein „Schönheitsfehler“, sollte aber vor der OP bekannt sein! 

Einige kastrierte Hündinnen neigen dazu, nach der Operation bei gleich bleibender Futtermenge relativ deutlich an Gewicht zu zu nehmen.

Dieses Problem ist aber über eine reduzierte bzw. angepasste Fütterung nach der Kastration komplett zu umgehen, es gibt energiereduzierte Spezialfutter speziell für kastrierte Tiere, wir beraten Sie dazu gerne! 

In wenigen Fällen kann es über die Jahre hinweg zu einer Schwäche des Blasenschließmuskels und dadurch zum gelegentlichen Harnträufeln kommen. Dies kommt vorwiegend im Schlaf zustande.

Diese kastrationsbedingte Inkontinenz ist medikamentell gut und meist auch zu 100% behandelbar. 

Eine deutliche Wesensveränderung der Hündin ist, im Gegensatz zur Kastration des Rüdens, nicht zu erwarten, da die Kastration lediglich die hormonelle Ruhephase zwischen zwei Läufigkeit in das Unendliche verlängert! 

Die aufgezählten Komplikationen stehen unserer Meinung nach aber in keinem Verhältnis zu dem Gewinn an Sicherheit, der mit einer -möglichst frühen- Kastration erlangt wird!

 Die Wahrscheinlichkeit einer Komplikationen ist erheblich geringer als die Wahrscheinlichkeit,  dass eine unkastrierte Hündin im Laufe des Lebens eine der schweren Krankheiten bekommt, die durch eine Kastration zuverlässig hätten verhindert werden können. 

Zusammenfassend kann man sagen: 

Die Kastration bringt medizinisch viele Vorteile für Ihre Hündin und auch für Sie als den Besitzer, die möglichen Komplikationen sind im Verhältnis zum Nutzen weniger schwerwiegend, sie sind selten und zudem gut behandelbar.

 

Wir sehen es in unserer Praxis immer wieder:

Frühe Kastrationen schützen, verlängern ein Hundeleben und ersparen viel Leid und auch Kosten! 

Bei weiteren Fragen zu diesem Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung und bieten Ihnen ein sehr umfassendes und eingehendes Beratungsgespräch zu diesem wichtigen Thema an - das gehört zu unserem Service!

Wir freuen uns auf Ihren Anruf und auf Ihren Besuch!

Das Team der Kleintierpraxis Ingo Lühr