Kastration des Rüden

Zu der Kastration eines Rüden wird unter verschiedenen Gesichtspunkten geraten, in einer Zusammenfassung möchten wir Ihnen die wichtigsten Gründe einmal vorstellen, gegliedert in medizinische und verhaltenstechnische Aspekte. 

Der medizinisch relevanteste Grund, eine Kastration zu befürworten, ist die fast völlige Vermeidung einer hormonbedingten Prostatavergrößerung.  

Unkastrierte, ältere Rüden neigen zu einer gutartigen Prostatavergrößerung, was sich in bluthaltigem Harn, Kotabsatzschwierigkeiten und sogar Vorwölbungen im Analbereich bemerkbar machen kann.

Diesem das Tier sehr belastende Problem kann mit einer Kastration effektiv vorgebeugt werden. Zusätzlich muss man bedenken, dass eine vergrößerte Prostata auch eine höhere Tendenz zur Entartung (Krebsbildung) hat.

Das bei den meisten Rüden mehr oder weniger stark ausgeprägte, ständige Eitertropfen aus der Vorhaut (der sog. Präputialkatharr) verschwindet nach der Operation oftmals ganz oder wird sehr stark reduziert. 

Oft wird eine erwünschte Verhaltensänderung als Hauptgrund für eine Kastration angegeben. Bei der Kastration eines jungen Rüden (unter 2 Jahren) ist eine Verhaltensänderung in der Regel zu erwarten! 

Läufigen Hündinnen wird weniger stark oder teils gar nicht mehr nachgestellt, ebenso nimmt die Neigung zum weitläufigen Streunen ab, ebenso wird der Bewegungs-Radius um den Besitzer herum beim Spaziergang meist kleiner! 

Ein eventuell vorhandenes, leicht aggressives und dominantes Verhalten anderen unkastrierten Rüden gegenüber kann sich merklich abschwächen. 

Bei deutlich älteren Rüden (über 2 Jahren) ist solch eine Veränderung durchaus möglich und auch in gewissem Rahmen wahrscheinlich, kann aber aufgrund von bereits geprägten und erlernten Verhalten nicht zu 100% garantiert werden, ebenso zeigen sich auch einige wenige Rüden nach der Kastration weiterhin interessiert für das andere Geschlecht. 

Wenn Zweifel an der zu erwartenden Wirksamkeit einer Kastration auf das Verhalten bestehen, z. B., weil der Rüde schon älter ist oder sehr intensiv am anderen Geschlecht interessiert ist, sehr aggressiv gegenüber anderen unkastrierten Rüden ist oder wenn eine OP im Moment nicht gewünscht oder möglich ist,  gibt es die Möglichkeit, die Kastration vor der Operation „zu testen“

Dabei wird ein Medikament in Form eines kleinen Wachs-Stäbchens als Depotpräparat zwischen die Schulterblätter unter die Haut gelegt, welches 6 - 9 Monate lang exakt genau so wirkt wie eine chirurgische Kastration.

(Verhinderung der Testosteron-Bildung)

Nach Wirkende des Präparates kommt aber die „volle Männlichkeit“ ohne bleibende Schäden wieder. Die Implantation des Stäbchens dauert nur wenige Sekunden und wird ohne Narkose durchgeführt  - ähnlich dem Einsetzen eines Transponder-Chips zur Kennzeichnung! 

Wir beraten Sie zu dieser Möglichkeit gerne umfassend und haben weitere Informationen dazu in der Praxis vorrätig - Besuchen Sie uns! 

Die Hormonumstellung nach der OP oder wahlweise dem Depotpräparat geht langsam von statten, nach ca. 4 - 6 Wochen macht sich die Verminderung an männlichem Hormon im Verhalten erstmals deutlich bemerkbar. 

Die Operation ist ein Eingriff, der gut vertragen wird und sehr selten Komplikationen nach sich zieht, wenn in der Heilungsphase die Naht und der Hodensack vor intensivem Belecken geschützt werden. 

Der einzige in diesem Zusammenhang zu nennende „Nachteil“ einer Kastration beim Rüden ist die manchmal vorhandene Neigung, einen höheren Appetit zu haben und dabei das Futter besser zu verwerten, was bei gleich bleibender Futtermenge zum Dickwerden führen kann. 

Durch eine angepasste reduzierte Fütterung kann diesem Problem aber effektiv vorgebeugt werden. Es gibt speziell angepasste Futter für kastrierte Tiere - wir beraten Sie dazu gerne! 

Als Zusammenfassung kann man festhalten, dass es viele gute Gründe für eine Kastration des Rüden gibt, medizinische Gründe sowie auch das Verhalten betreffende. Dabei kann  gesagt werden, dass die Wahrscheinlichkeiten einer Komplikation und des Ausbleibens der Verhaltensveränderung sehr gering sind. 

Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung und freuen uns auf Ihren Anruf und auf Ihren Besuch. 

 

Das Team der Kleintierpraxis Ingo Lühr